Ein Bad in der Essenz der Liebe
Ein Erlebnisbericht von Chono
Kulturschock. Ich betrete einen überfüllten U-Bahnwagon und muss lächeln. „Kuschelhaufen“ denkt es in mir und meine Augen suchen einen offenherzigen und unaufdringlichen Blickkontakt der besagt „Wollen wir einander halten? Einander Nähe schenken? Darf ich mal Dein Haar fühlen?“ Aber was ist das?!? Alle gucken weg, machen versteinerte Gesichter, jeder hat einen kleinen Stacheldrahtzaun um sich gezogen! Okay, was hab ich gerade gelernt? „Nicht werten“ – Ich höre Suriyas Stimme „Wenn Dir der Geruch nicht gefällt, dann nimm eine ordentliche Nase voll! Mit Deinem Herzen!“ – Okay, diese Menschen sind einfach jetzt, hier, wie sie sind, daran ist nichts gut oder schlecht, es ist schlicht weg das Wunder des Lebens, so wie es sich gerade zeigen möchte. „Es gibt keine Schuld“ sagt Saranam, „Jeder ist einfach dort angekommen, wo sein Weg ihn hingeführt hat“. Cool! Mein Kopf, der kann das schon, aber mein Herz ist langsam, mindestens so langsam, wie ein Tuch, das in Zeitlupe von der Haut gezogen wird, es ist noch verwirrt und stets mit fühlen beschäftigt – so sind sie, unsere Herzen.
Zuhause ist auf einmal auch alles anders. Plötzlich ist da ganz viel frischer Wind im Eheleben, Sonnenschein und Sternenhimmel, Gewitter und Hagelschauer – in einer Ehe zu sein fühlt sich streckenweise merkwürdig skurril an, dann wieder ungewohnt Wunder-voll.
Kulturschock also. Was ist hier los? Wie zum Henker bin ich denn jetzt hier her gekommen?! Richtig wäre es natürlich mit der Antwort auf diese Frage irgendwo bei Gott oder dem Urknall zu beginnen, aber ich will heute beim 1. März 2017 einsteigen. 18 Uhr, Bautzener Str. 3, Diamond Lotus Tantra Institut. Siebzehn Fremde wuseln um mich herum. „Checken wir jetzt ein?“ – „Warst Du schon dran?“ – „Was passiert jetzt?“. Siebzehn Namen von denen ich mir keinen merken kann werden mir präsentiert, zusammen mit ersten biographischen Infos und neugierigen Fragen. Jeder hat sein Gepäck dabei, trägt seinen Rucksack ganz allein. Das Gepäck ist vielfältig, ein bunter Haufen aus Sehnsüchten, Hoffnungen, Ängsten, Glaubenssätzen, körperlichen Einschränkungen… Der eine Mensch ist zu blind zum flirten, ein anderer stottert, ein dritter hat schmerzen beim Versuch sich am Boden zu bewegen, einer möchte nicht ungefragt umarmt werden, dieser hat Angst vor der Enge im Schlafsaal, jener ist hungrig nach Sex, dieser denkt er könnte stinken, jener stinkt und weiß es nicht, dieser fühlt sich zu jung, jener zu alt – aber während wir alle an diesem Bahnhof rumstehen und argwöhnisch auf unser Gepäck aufpassen, verbindet uns schon eine Intention: Wir sind gekommen um zu Berühren und Berührt zu werden. Das schafft ein gehöriges Grundvertrauen von Anfang an, die Magie beginnt bereits zu wirken.

Jede/r von uns kam im Laufe der Zeit mit tiefen, emotionalen Prozessen in Kontakt und ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich weinende Menschen im Armgehalten und ihnen zugehört habe und wie oft mir selbst dieses Geschenk zu Teil wurde. Mein großes Thema war u.a., dass ich große Sehnsucht nach ekstatischer, sexueller Begegnung jenseits der Tantramassage hatte, aber ich konnte offen darüber sprechen und wurde mit offenen Ohren und liebevollem Verständnis beschenkt. Mit Worten wie „Jede Lust ist heilig“ und „Wir wollen euch behutsam dahin führen, dass euch auch diese sehr starken Energien von authentischer, befreiter Lust nicht mehr erschrecken“, half Saranam mir, mich selbst liebevoll und urteilsfrei damit anzunehmen. Obwohl mir diese Sehnsucht während der neun Tage nicht erfüllt wurde, wurde ich mit so viel Liebe genährt, dass ich am Ende nur noch voller Dankbarkeit war und nicht mehr das Gefühl hatte, mir würde noch etwas fehlen zu meinem Glück.

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Ich möchte Eva danken, die es wie niemand anders, dem ich je begegnet bin, versteht, völlig Bodenständig und Lebensnah zu sein, und zugleich voller spiritueller Tiefe und Weisheit. Die mit so viel Witz und Redekunst ihre tiefe Begeisterung für das Wunder des Lebens und des Körpers wie ein Buschfeuer in die Gruppe zu senden weiß. Ein Feld zu kreieren namens „Yoni-Werkstatt“ und „Lingam-Werkstatt“, wo wir einander voller kindlicher Neugier untersuchen und erforschen dürfen, alles gucken, alles fragen, alles mal ertasten, das hat sich wirklich wie ein Wunder angefühlt.
Ich möchte Suriya danken, für ihr Feuer und ihre Leidenschaft mit der sie zeigt, wie entspannt und lebendig sich ein sexuell befreiter Mensch anfühlen kann und die wie kaum jemand Mut zu machen und zu inspirieren weiß, für sich selbst diesen Weg zu finden. Sie hat mir gezeigt, wie schön und genussvoll Yoga sein kann, wenn man es als Weg begreift, in eine genussvolle Körperkompetenz zu finden.

Ich möchte Karin danken, die mit soviel Hingabe, Liebe, Presänz den Kurs assistiert hat. Nicht nur jeden morgen so liebevoll geweckt zu werden sondern auch all ihre inhaltlichen und emotionalen Beiträge haben viel Nähe zwischen uns und dem Team geschaffen und uns alle immer wieder abgeholt.
Ich möchte auch nicht vergessen, Andro zu dafür danken, dass er dieses wundersame Geschöpf Namens Tantramassage aus dem Kosmos heruntergeladen und so mutig und kraftvoll in unsere Welt gebracht hat, und schließlich möchte ich natürlich auch jeder und jedem meiner göttlichen WeggefährtInnen in diesem Kurs danken, aber wofür im einzelnen wird hier natürlich nicht verraten 
All die Erfahrungen und Begegnungen dieser neun Tagen haben mich verändert und die Rückkehr in meinen neuen Alltag ist kompliziert und voller Wunder, scherzhaft, freudvoll und vor allem erstaunlich. Sie dauert noch an, viel länger, als ich erwartet hätte.
Jetzt höre ich in mir Eva, wie sie am Ende jeder „Partnerübung“ sagte „Nun finde für Dich einen klaren Abschluss, verabschiede Dich aus der Begegnung, nimm Deine Energie wieder ganz zu Dir und lass Deinen Partner wieder ganz zu sich selbst zurück kommen.“ – Dabei gäbe es doch noch soooooo viel zu erzählen!
In diesem Sinne:
Einatmen. Ausatmen. Namasté.
Chono
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Quelle: Ein Bad in der Essenz der Liebe
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